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Josh Malerman - Bird Box - Schließe deine Augen

 

Der Autor

 

Josh Malerman ist Chef der Indie-Band „The High Strung“ mit der er bereits zweimal in Guantanamo Bay aufgetreten ist. Daneben ist er leidenschaftlicher Fan von Gruselliteratur und hat bereits mehr als 500 Horrorfilme unter seinen Favoriten. Seit Jahren schreibt er Gedichte und Kurzgeschichten, ehe er 2014 mit „Bird Box“ seinen Debütroman vorstellte. In Deutschland erschien der Roman unter dem Namen „Der Fluss“ und erlangte kein großes Aufsehen. Erst 2018, also vier Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, schaffte er dank Netflix endlich Aufmerksamkeit. Der Roman wurde für einen eigenen Netflix-Film verfilmt.

Anlässlich dessen erscheint das Buch nochmals in Deutschland unter dem Originaltitel „Bird Box“. Josh Malerman kann den Erfolg des Films entspannt mit seiner Verlobten in Royal Oak, Michigan verfolgen.

 

 

Worum geht es?

 

Plötzlich dreht die Welt durch. Seltsame Selbstmorde, friedvolle Nachbarn die plötzlich wütend und aggressiv die Straßen unsicher machen. Die Welt wie wir sie kennen hat aufgehört zu existieren. Und schnell wird den Überlebenden klar, was der Auslöser dafür ist: unbekannte Wesen, die man keinesfalls ansehen sollte, denn deren Anblick treibt jeden in den Wahnsinn.Vier Jahre ist es her, seit Malorie sich in ihrem blickdichten Haus zusammen mit ihren beiden Kindern verschanzt hat.

 

Seit ihrer Geburt impft sie ihren Kindern nur ein Mantra: öffne deine Augen außerhalb des Hauses und du bist tot! Ihre Welt und ihr Dasein sind übersichtlich. Ein Weg zu Brunnen für frisches Wasser, für mehr wird das Haus nicht verlassen. Das Gehör der Kinder, geschult seit dem ersten Tag, sind ihre Rettung. Eines Tages klingelt das Telefon und ein Unbekannter macht ihr ein Angebot: Es gibt einen sicheren Ort zwanzig Meilen den Fluss hinab, eigentlich kein weiter Weg, doch für eine Frau mit verbundenen Augen ein fast unmögliches Ziel. Und dennoch beschließt Malorie den Weg zusammen mit ihren Kindern auf sich zu nehmen.

Sie besteigt ein Ruderboot und paddelt den Fluss hinab. Eine unbekannte Reise beginnt.

 

 

Fazit

 

Die Geschichte anhand der kurzen Zusammenfassung lässt uns gleich an Horrorfilme wie „A Quiet Place“ oder „The Happening“ denken. Und tatsächlich weist „Bird Box“ sicherlich einige parallele Handlungen auf, insbesondere mit „The Happening“, bei dem auch viele Menschen plötzlich Selbstmord begehen.

 

Doch der Roman ist keineswegs eine identische Version der Geschichte, denn Malerman spielt mit dem Leser ein ganz sensibles Spiel: Stellen Sie sich vor, sie können ihr ganzes Leben sehen und plötzlich sind ihre Augen ihr größter Feind, die Gesellschaft und das Leben, dass sie bisher hatten gibt es nicht mehr, ihr Haus ist ihre Festung, ihre Kinder die einzigen Freunde die sie kennen. Was würden sie tun?

 

Malorie entscheidet sich die Hilfe eines Fremden, den sie nicht kennt anzunehmen, nur um nicht durchzudrehen. Auch wenn die Reise ihren Tod bedeuten kann. Genau mit dieser Angst spielt Malerman letztlich. Der Roman liest sich ähnlich eines Stephen King in seinen besten Jahren, dessen Vergleich man mit dem König der Horrorromane schließlich immer ziehen muss, wenngleich aber die Figuren und Handlungen nicht ins unermessliche steigt, wie bei King üblich. Lediglich 320 Seiten erzählen eine überaus durchdachte, klar definierte und bis zur letzten Seite spannende und gruselige Erzählung über ein Leben, bei dem es schließlich nicht darum geht etwas zu sehen. Wir können uns relativ schnell mit Malorie identifizieren, ist sie doch von Anfang bis Ende, die Person um die es letztlich geht. Wir lesen lediglich in zwei Zeiten. Der Vergangenheit, als alles begann und die Gegenwart, in der Malorie mit ihren zwei Kindern ein seltsames Leben lebt.

 

All das macht den Roman lesenswert, die Geschichte ist großartig erzählt, ein bisschen ärgert man sich, dass man erst durch die Adoption des Romans durch Netflix darauf aufmerksam wurde und eben jener Streamingdienst hat sich für „Bird Box“ auch eine namhafte Schauspielerin gesichert, was zeigt, wie überzeugend Malermans Romandebüt letztlich ist.